Am ersten Juli-Wochenende 2023 führte der Verein zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder eine Familienfreizeit im Jugendhaus Burg Feuerstein (Ebermannstadt) durch. Die Organisation der Freizeit, zu der sich insgesamt knapp 50 TeilnehmerInnen anmeldeten, übernahm Vorstandsmitglied Tina Lehmann-Kraft. Dabei achtete sie darauf, so viel „Autismusfreundlichkeit“ wie möglich einzuarbeiten.
Es stand es den Familien offen, ob sie als Tagesgäste oder als Übernachtungsgäste teilnehmen wollten. Auch den Wunsch nach versetzten Essenszeiten zu den anderen Gruppen sowie eine weitestgehend räumliche Abgrenzung konnte sie in Zusammenarbeit mit der Burg organisieren und zeigte sich dabei erfreut: „Hier hatte ich stets das Gefühl, dass wir als Gruppe mit unseren autistischen Kindern wirklich willkommen sind!“
Nach dem vormittäglichen Ankommen stand eine kleine Begrüßungs- und Besprechungsrunde auf dem Programm. Es war schön zu erleben, wie die anfängliche Unsicherheit und Anspannung von den Familien abfiel, als sie sahen, dass ihre Kinder so akzeptiert werden, wie sie sind.
Da ein komplettes Stockwerk inklusive Tagungsräumen zur Verfügung stand, war auch das anschließende Beziehen der Zimmer im geschützten Rahmen möglich und verlief sehr entspannt.
Beim Mittagessen stellte sich schnell heraus, dass nicht nur die Organisatoren, sondern das gesamte Burgpersonal sehr offen und freundlich waren. Dass zusätzlich auch noch das Essen lecker schmeckte, trug sehr zum Gesamtwohlbefinden aller bei.
Auch hierbei wurde eine Schwierigkeit bedacht, die vielen Menschen ohne Bezug zu Autismus vielleicht gar nicht bewusst ist: das Problem des Eintopfes. Für etliche AutistInnen stellt so ein „Vielkomponenten-Essen“ ein unüberwindbares Hindernis dar und sie verweigern die Mahlzeit, sind aber dann noch hungrig und die Laune sackt in den Keller… nicht so auf Burg Feuerstein: die einzelnen Komponenten waren individuell zusammenstellbar und so wurden alle satt.
Gestärkt ging es anschließend weiter mit der ersten von mit zwei Pädagoginnen der Burg geplanten Aktivitäten: Bogenschießen stand auf dem Programm. Gefühlvoll angeleitet flogen bald die ersten Pfeile und es war einfach schön zu sehen, dass wirklich alle, die wollten, teilnehmen konnten. Und auch, wer lieber den Sand durch die Hände rieseln ließ oder sich abseits anderweitig beschäftigte, gehörte zur Gruppe und wurde nicht schief angeschaut.
©Autismus Mittelfranken e.V.
Später am Nachmittag fanden sich dann alle zur nächsten Aktivität, dem Niedrigseilgarten, ein. Als Vorbereitung darauf hatten die beiden Pädagoginnen sich verschiedene Spiele zur Vertrauensbildung ausgedacht.
Da wurde z.B. mit verbundenen Augen geführt oder auf einer Riesenwippe nach dem Gleichgewicht gesucht. Anschließend lösten die TeilnehmerInnen einen Balkenparcour, bei dem gerade auch viele der AutistInnen eine bewundernswerte Ausdauer und Tatkraft zeigten. Und beim folgenden Niedrigseil-Parcours wagten sich auch Eltern aufs Seil.
Die Zeit bis zum Abendessen konnte auf dem schönen Gelände der Burg wunderbar verbracht werden. Ob Kühe füttern, Dammwild beobachten, Fußball spielen oder den Innenhof mit Kreide verschönern – hier fand jeder eine Beschäftigung.
Nach dem Abendessen stand auf dem Hof bereits eine Feuerschale samt Stockbrot bereit. Leider wurde das Wetter dann von Stunde zu Stunde ungemütlicher, dennoch verbrachten alle einen geselligen Abend, um sich dann den wohlverdienten Schlaf in den modernen, sauberen Zimmern der Burg zu gönnen oder – für die Tagesgäste – die Heimfahrt anzutreten
©Autismus Mittelfranken e.V.
Am nächsten Morgen zog es einige TeilnehmerInnen bereits nach Hause, während andere es noch länger ausgehalten hätten. Bei der Feedback-Runde waren sich alle einig: diese von Tina Lehmann-Kraft hervorragend organisierte Freizeit soll unbedingt fest ins Vereinsprogramm aufgenommen werden. Die Vorgespräche für nächsten Juli laufen schon…